Diese Woche ging mal wieder ein Logo durch die Medien.
Diesmal: das neue Erscheinungsbild der Philipps-Universität Marburg.
Kostenpunkt: über 40.000 Euro – angeblich sogar 180.000, wenn man die ganze Kampagne mitzählt.
Und wie immer, wenn irgendwo ein Preis und ein Logo nebeneinander genannt werden, ist der nächste Shitstorm nicht weit.
„Das hätte ich auch gemacht – in PowerPoint.“
„ChatGPT macht das für 23 Euro.“
„Ich seh da nix für das Geld.“
Aber stimmt das?
Klar, ich verstehe den Reflex.
Denn Logos sehen am Ende oft so simpel aus, dass der ganze Prozess dahinter unsichtbar bleibt.
Und ja, es gibt auch überteuerte Luftnummern – auch das stimmt.
Aber was viele vergessen:
Ein Logo ist kein Bild. Es ist ein Werkzeug.
Es entsteht nicht aus dem Zufall. Und auch nicht aus einem Promt bei Midjourney.
Es entsteht im Prozess:
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aus Gesprächen
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aus Verstehen
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aus Strategie
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und ja, manchmal auch aus endlosen Feedbackschleifen.
Was macht ein gutes Logo?
Ein gutes Logo soll nicht nur schön sein. Es muss funktionieren:
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digital und analog
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auf 2x2 cm genauso wie auf 2x2 Meter
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und vor allem: in einem größeren Zusammenhang
Denn ein Logo ist kein Selbstzweck.
Es ist der Anfang einer visuellen Sprache.
Meine Behauptung:
Logos sind der Anfang einer Sprache – nicht das Ende eines Briefings.
Und KI?
Natürlich kann KI heute Logos basteln.
Aber sie kann keine Haltung entwickeln.
Keine Markenidentität schärfen.
Keine Diskussion führen über das, was wichtig ist.
Design ist kein Produkt von Sekunden.
Sondern ein Prozess mit Tiefe – und mit Verantwortung.
ICH FASSE DAS MAL zusammen
Design darf etwas kosten – wenn es trägt.
Wenn es Marken erfahrbar macht.
Wenn es Haltung transportiert.
Und wenn es mehr ist als ein schickes Bildchen.
Denn am Ende reden wir nicht über ein „Logo“ –
wir reden über eine Identität als Zeichenform.
Zur Diskussion um die CI der Uni Marburg: habe einen sehr guten Kommentar gelesen:
Logos dürfen einfach sein – aber nicht leer.
Und schon gar nicht bei einer Institution, die für Tiefe, Wissen und Tradition steht.
Vielleicht sollte man gerade heute wieder den Mut haben, Komplexität sichtbar zu machen, statt sie wegzuglätten.